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KROATIEN ROADTRIP

Über Österreich und Slowenien nach Kroatien

Dahin wo es warm ist!

Ein Roadtrip unter Freunden, ohne Wegpunkte, nur mit einem groben Ziel: dem Atlantischen Ozean. Mit einem Defender voll Campingzubehör, kaltem Bier, Feuerholz und einem Berg Vorfreude.

So starteten wir zu dritt an einem Donnerstag Abend in 18 Tage Ungewissheit. Sicher war nur: Wir mussten endlich raus. Raus aus dem Alltag, dem Stress, weg von Sorgen und Zukunftsängsten. 18 Tage einfach im Hier und Jetzt leben, in der Natur, Sonne tanken, Zeit haben um rein gar nichts zu tun.

 

Der erste Abend brachte uns nicht weit, jedoch weit genug, um ein erstes Urlaubsgefühl zu verspüren. Als wir auf einem Wanderparkplatz an einem See kurz vor der niederländischen Grenze im Dachzelt lagen, spürten wir schon, wie der Alltagsstress anfing, von uns abzufallen.

 

Tag 1 - Königssee und Hochalpenstraße

Für Tag eins nahmen wir uns die Durchquerung Belgiens vor. Sicherlich hat das Land viel zu bieten. Jedoch wollten wir bis zum Abend unbedingt am Meer sein und unsere Zehen ins Wasser halten. Das Atomium in Brüssel und die Altstadt von Brügge wollten wir dann aber trotzdem nicht einfach übergehen. Das Atomium ist beeindruckend, zählt aber nicht zu unseren Highlights. Brügge hingegen ist wunderschön und besonders die äußeren Bezirke der Altstadt eignen sich im Spätsommer hervorragend für einen von anderen Touristen ungestörten Spaziergang in den berühmten mittelalterlichen Gässchen. 

 

Unser erster Stellplatz auf französischem Boden war auch gleich der kurioseste. Wir hielten auf einem grünen Parkplatz, circa 500 Meter vom Meer entfernt. Als wir die Umgebung erkundeten, entdeckten wir unzählige Teiche, die uns den Weg zum Wasser versperrten. Nähere Recherchen mithilfe eines Internet Übersetzers der aushängenden Svhilder ergaben: wir hatten uns auf dem Parkplatz für ein Entenjagdgebiet aufgebaut. Im Laufe des Abends wurden wir noch von einigen tarnfarbenen mit Gewehren bewaffneten Männern neugierig beäugt. Wir fühlten uns sehr gut bewacht. Als sich zwei weitere Reisende aus Deutschland zu uns stellten, entschieden wir uns zu bleiben und verzogen uns angesichts des aufziehenden Unwetters früh in Otto und Zelt.

 

 

 


Tag 2 - Der Steinewerfer im Triglav Nationalpark

Am nächsten Tag machten wir uns als erstes auf den Weg zum Meer. Hierzu legten wir einen Stop in Calais ein. Nach einer Fahrt entlang der erschreckenden Maschendraht-Anlagen am Hafen der Stadt verbrachten wir eine entspannte Stunde an der ansonsten schön gestalteten Hafenpromenade.

Welche Ironie. 

 

Ansonsten gingen wir den Tag weiterhin sehr entspannt an und machten kaum Kilometer. Wir waren angekommen. Außerdem wollten wir nach dem ersten Fahrtag nun die Seele etwas baumeln lassen. Der Nord-Pas-de-Calais faszinierte uns und so juckelten wir mit Otto durch die alten Dörfer, stiegen hier und da aus und fuhren nacheinander alle Buchten an, um einen Schlafplatz mit weniger Gewehren, dafür mit mehr Meer zu finden.

Dies gelang uns gut. Nach anfänglicher Skepsis stellten wir uns in eine sandige Parkbucht an einer Sackgasse, die direkt an den Strand führte. 

Zufälligerweise tauchten die beiden Jungs vom Vorabend wieder auf und wir hatten einen tollen Abend mit Sitz auf einem alten Bunker, von dem aus man den ganzen Strand überblicken konnte. Nach dem grandiosen Sonnenuntergang mussten wir zum zweiten Mal am eigenen Leib miterleben, dass die raue Schönheit des Nord auch den ein oder anderen Wolkenbruch beinhaltet. Nachdem die Regenfront uns erreicht hatte und wir uns (nicht mehr ganz trocken) in Otto gerettet hatten, verbrachten wir dann den Rest des Abends auf Ottos Sitzen mit Blick auf das Wasser.

 

Tag 3 - Kontrastprogramm: Rijeka und Krk

Der nächste Tag sollte eigentlich ein Ruhetag werden, den wir am Strand vertrödeln wollten. Doch das Wetter wollte nicht ganz mitspielen und so entschieden wir uns, den Tag ganz der Ver- und Entsorgung zu widmen und ein paar Kilometer zu machen, um dem Regen zu entfliehen.

Das mit der Versorgung klappte super. Über unsere App fanden wir schnell eine Versorgungsstelle, wo wir unsere Wasserkanister für kleines Geld auffüllen konnten. In den folgenden Tagen stellten wir fest, dass einem das Leben als Camper in Frankreich leicht gemacht wird. An fast allen größeren Supermärkten gibt es Stationen, an denen man die Wassertanks auffüllen und oft sogar Wäsche waschen und trocknen kann.

Im Supermarkt deckten wir uns mit Lebensmitteln ein, vor allem natürlich mit knusprigem Baguette. Man sieht es diesen langen hellen Broten gar nicht an, wie lecker sie sind!

Die Suche nach der Dusche vertagten wir auf den nächsten Tag, da die Strandduschen schon geschlossen waren und sich das Schwimmbad aus Janniks GPS-Gerät als teures Spa herausstellte.

Nachdem wir einen etwas zwielichtigen Parkplatz angefahren hatten, auf dem wir uns alle nicht wohl fühlten, landeten wir beim zweiten Versuch einen Volltreffer. Direkt über den weißen Steilklippen von Etretat fand sich am Ende einer Schotterpiste eine Wiese mit Platz für etwa vier Campmobile. Die Pole-Position direkt an der Klippe war schon vergeben, wofür wir später aber sehr dankbar waren, als ein Sturm aufzog, der um das Zelt peitschte und uns die halbe Nacht wach liegen ließ. So wussten wir immerhin, dass unser Dachzelt etwas taugt.

Bevor der Sturm aufzog kraxelten wir noch die Treppe zum Strand hinunter und waren völlig beeindruckt von den weißen Felsformationen. Der von Muscheln übersäte Kiesstrand, das raue Wasser und die Klippen: einfach eine sehenswerte Szenerie, wo man gut und gerne ein paar Stunden verbringen kann.

 

 

 


Tag 4 und 5 - SUPen im Mittelmeer und Chilli Vanilli

Auch wenn wir uns auf wechselhaftes Wetter an der Küste eingestellt hatten, kam nun der erste Unmut auf. Gerade Jannik, der zuvor eine Woche im verregneten Schottland verbracht hatte, hatte die Nase gestrichen voll von Regen und Sturm. Als Lukas Drohne am nächsten Morgen aufgrund starker Winde dann fast einen Abgang machte, war klar, dieser Ort mag uns nicht; wir fahren weiter Richtung Süden!

Das Regenradar zeigte: Gutes Wetter an den Landungsstränden. Nichts wie hin! 

 

Nach einer warmen Dusche im sehr schönen Schwimmbad von Le Havre, welches auch so einen Besuch lohnt, machten wir uns auf den Weg.

Wie sich herausstellte, war uns das Wetter weiter südlich tatsächlich wohlgesonnen. Wir genossen die Sonne in vollen Zügen.

Auch sahen wir immer mehr Wohnmobile, woran wir merkten, dass wir uns den touristischen Landungsstränden näherten.

 

In der Nähe von Longues-sur-Mer fanden wir direkt an den Steilklippen einen Stellplatz mit Blick auf den ehemaligen Alliierten-Hafen bei Arromanches und entschieden uns, den Campern Gesellschaft zu leisten.

 

Tag 6 - Wir erkunden die Insel

Der nächste Morgen war von Campingplatzfeeling und muckeligen 25 Grad geprägt. Wir einigten uns darauf, einen richtigen Touri-Tag ganz im Namen der Landungsstrände einzulegen. Hundert Meter von unserem Stellplatz entfernt lag die Batterie von Longues-sur-Mer. Dort kann man sich die einzige deutsche Batterie des Atlantikwalls mit noch erhaltenen Kanonen anschauen. Auf verschiedenen Tafeln kann man sich gut aufbereitet die geschichtlichen Hintergründe des Ortes und der Landungsstrände durchlesen. Wir waren hin- und hergerissen von der Faszination der alten Relikte und dem Schrecken des Krieges, der noch heute wie ein Gespenst über der Gegend schwebt.

Im Anschluss machten wir uns weiter auf den Weg zurück nach Arromanches, um uns die Ruinen des alten Hafens anzuschauen. Leider hatten wir die Gezeiten nicht eingeplant und so war uns der Weg zu den Betonquadern durch die Flut versperrt. Auf die Ebbe wollten wir dann doch nicht warten und genossen von weitem die Aussicht auf die alten Anlagen.

Dafür hatten wird dann noch die Zeit, uns den amerikanischen Friedhof bei Colleville-sur-Mer anzuschauen.

Wer wie wir noch nie einen amerikanischen Soldatenfriedhof besucht hat, wird hier beeindruckt sein. Wir wollen den Friedhof nicht als touristische Attraktion anpreisen. Denn obwohl er sehr berühmt ist, ist es immer noch ein Friedhof, auf dem man Toter gedenkt. Aber jedem, der sich mit dem D-Day beschäftigen möchte, legen wir einen Besuch ans Herz. Neben der beeindruckenden Szenerie mit Blick auf den Ozean macht das scheinbar niemals endende Raster von Grabsteinen einem sehr anschaulich bewusst, welche Konsequenzen Krieg hat.

Am Ende unseres Besuchs durften wir Zeuge des allabendlichen Rituals werden: Das Einholen der Flagge. Der ganze Platz war mucksmäuschenstill. Man hörte nur eine einsame Trompete die amerikanische Hymne spielen. Ein Gänsehautmoment, bevor das rege Treiben wieder einsetzte, als die vielen Touris zum Ausgang strömten.

Unseren Stellplatz für diese Nacht fanden wir an einem Feldrand bei der Pointe du Hoc. Dies ist eine spitze Steilklippe, welche im Zweiten Weltkrieg stellungstechnisch eine wichtige Rolle spielte. Heute ist das Gelände für Besucher  zugänglich und wartet mit einem eigenen Besucherzentrum auf. Als wir ankamen war dieses zwar schon geschlossen, was aber auch bedeutete, dass wir fast alleine auf dem Gelände waren. Wir genossen den Sonnenuntergang und nahmen uns viel Zeit, um die alten Stellungen zu erkunden und uns über die Geschichte des Ortes zu informieren.

Das Sahnehäubchen des Tages waren die vielen Sternschnuppen, die wir nachts beobachten konnten.

 

Unsere Bedenken, die wir aufgrund unseres ersten richtigen Wildcamping-Versuchs in Frankreich hegten, bestätigten sich nicht. Der Bauer, der am nächsten Morgen in seinem Traktor an uns vorbei pflügte, schien uns gar nicht zu bemerken. 

 


Tag 7 - Jetzt aber wirklich: Adria Magistrale

Von Point du Hoc aus hatten wir die Qual der Wahl. Sollten wir nach Westen tiefer in die Normandie fahren, oder nach Norden in Richtung Bretagne? Aus zeitlichen Gründen aber auch mit einem Auge auf das Regenradar entschieden wir uns für die Bretagne.

Wir brachen relativ früh auf und steuerten unser erstes Tagesziel an: den Mont Saint Michel. Der Inselberg vor der bretonischen Küste ist weltbekannt für seine mittelalterlichen Klosterbauten und zieht jährlich unzählige Menschen an. Wir hatten viele Bilder gesehen und wollten den Berg nun aus nächster Nähe betrachten. 

Gegen Mittag legten wir an einem Feldweg im Örtchen Bas Courtils eine Pause ein, von wo aus sich uns unverhoffterweise eine freie Aussicht auf den Mont Saint Michel bot. 

Wir konnten es kaum erwarten, durch die Gassen des Klosters zu schlendern. Unsere Vorfreude wurde jäh getrübt, als wir bei La Caserne in die Straßensperre fuhren. Ein Ordner gab uns Auskunft. Die Gegend rund um den Mont Saint Michel ist nur für Anlieger befahrbar. Tagesbesucher müssen auf Parkplätze im Umland ausweichen und von dort mit Shuttlebussen zum Kloster fahren. 

Wir waren sprachlos und ärgerten uns über unsere Naivität. Wie hatten wir, die Touristenmassen immer aus dem Weg gehen, es für eine gute Idee halten können, eines der beliebtesten Touristenziele Europas besuchen zu wollen. Die Stimmung war getrübt. Als wir die Preisausschilderung am Parkplatz sahen, kehrten wir kurzerhand um, hielten auf einem kostenlosen Parkplatz weiter weg und erörterten die Lage. 

Unablässig sahen wir Reisebusse und Autos mit fremden Kennzeichen an uns vorbei Richtung Mont Saint Michel fahren. Uns wurde klar, dass ein Besuch auf dem Mont Saint Michel für uns trotz unseres großen Interesses keine Option war.

 

Nachdem wir die Umgebung auf der Karte gecheckt hatten, überquerten wir den Fluss und fuhren auf seiner westlichen Seite so nahe es ging an den Berg heran. Zwar war auch hier bereits einen Kilometer vor der Küste die Straße durch eine  Zaun versperrt, wir konnten aber einen besseren Blick auf das Kloster erhaschen. 

Den Ort verließen wir mit gemischten Gefühlen. Irgendwann möchten wir noch einmal herkommen und den Mont Saint Michel tatsächlich besteigen.

 

Über Saint Malo fuhren wir weiter an der vom Watt geprägten Küste entlang und fanden einen Stellplatz auf einem Fischerparkplatz. Ein kleiner Spaziergang übers Watt musste sein. Dann testete ich die Camping Dusche während die Jungs den Grill anheizten. Den Abend ließen wir bei Bier am Feuer ausklingen.

 

Tag 8 und 9 - Insel Vir

Aus unserem Plan, am nächsten Tag mit den Fischern aufs Watt zu fahren, wurde nichts. Die zwei Boote die am Vorabend neben uns abgestellt worden waren, blieben außer Betrieb.

Stattdessen machten wir eine kleine, sehr schöne Wanderung an der Bucht entlang und eine Flussmündung hinauf bis zur Ruine einer alten Mühle. Wir hatten das Gefühl, in einem Zauberwald zu sein. Alles war von Moos überwuchert, das Mühlenrad rauschte und es war schummerig. Auf dem Rückweg nahmen wir einen anderen Weg durch das Flussbett, in welchem große Grasbüschel wuchsen, die aussahen wie als hockten dort lauter grünhaarige Trolle. 

In dieser Gegend ist der Tidenhub so hoch wie fast nirgends sonst. Bei Saint-Malo beträgt er angeblich bis zu 13 Metern. Als wir zurück zum Auto kamen war das Watt, was vorher kilometerweit schien, schon wieder unter der Wasseroberfläche verschwunden.

 

Wir fuhren weiter an der Küste entlang und waren beeindruckt davon, wie sehr sie sich seit der Normandie verändert hatte. Überall sah man Menschen durchs Watt waten und nach Muscheln suchen.

Bei Plouezec hingegen ragten wieder Steilklippen über dem Atlantik auf und boten eine wunderbare Aussicht.

Hier suchten wir uns einen Platz für die Nacht in einem kleinen grasbedeckten Parkbucht an der Küstenstraße.

 

Der Abend am Feuer war einer der schönsten der Reise, denn zum ersten Mal boten Wetter und Stellplatz an, ein Lagerfeuer zu machen. 

 

 


Tag 10 und 11 - Nochmal Hochalpenstraße und zurück


Auf der Karte rechts findet ihr alle Stellplätze, die in diesem Artikel Erwähnung finden. Viel Spaß beim Nachfahren!


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