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EINE REISE DURCH POLEN

Polen für Einsteiger

Unsere 5 Highlights

Polen. Dieses unfassbar vielseitige Land. Von großen, pulsierenden Städten, über endlose Felder, verlassene Seen und hohe Gebirge bis zur Ostseeküste hat das Land alles zu bieten. Dazu kommt ein reiches kulturelles Angebot und eine scheinbar unendliche Zahl an Freisteh-Möglichkeiten mitten in der Natur. Das Besonderste an Polen sind aber wohl seine aus tiefstem Herzen gastfreundlichen Menschen und das Essen, bei dem einem schon beim Gedanken daran das Wasser im Munde zusammenläuft.

Wem ich damit noch nicht genug Lust auf das Land gemacht habe, dem sage ich nur: Bier. Polnisches Bier. Überzeugt?

 

Ich habe lange überlegt, wie ich den Artikel zu dieser 3-wöchigen Reise gestalten möchte. Eine Aneinanderreihung der Tagesberichte erscheint mir in diesem Fall nicht richtig. Falls Interesse besteht, hole ich das natürlich gerne nach. 

Dieser Artikel dreht sich um unsere Lieblingsorte. Kleine Schmuckkästchen, die wir auf unserer Reise entdeckt haben, und welche wir euch nicht vorenthalten können. Los gehts!

 


1. - Die bunten Seen am Landeshuter Kamm

Direkt an unserem ersten Tag besuchten wir die Kolorowe Jeziorka/Bunten Seen. Wir hatte darüber in einem Blog gelesen und wollten uns das vielversprechende Gebiet genauer anschauen. Der Regen und die aufsteigenden Dunstwolken ließen die Gegend noch mystischer aussehen. 

Die Bunten Seen liegen in einer ehemals durch Bergbau geprägten Gegend und haben tatsächlich für Seen eher untypische Farben. In der Nähe des Eingangs zum Nationalpark, welcher das ganze Jahr über geöffnet und kostenlos ist, findet sich der rote See. Ich würde seine Farbe eher mit schlammgelb betiteln, aber vielleicht spielt die Witterung bei der Farbwirkung auch eine Rolle. Der See befindet sich in einer eindrucksvollen Szenerie aus weit aufragenden Felsen, welche von hohen Birken überragt werden. Man hat das Gefühl, am Schauplatz von „Schneewittchen und die 7 Zwerge“ gelandet zu sein. Nach einer kurzen Wanderung den Berg hinauf, erreicht man den blauen See. Dieser besticht mit seiner tatsächlich türkisblauen Farbe und einer märchenhaften, fast traumartigen Kulisse. In der Nähe befindet sich der Zugang zu einem der alten Bergwerksstollen, in welchen man trotzt Einsturzgefahr einen kurzen Blick riskieren kann. Der dritte See im Bunde, der grüne, ist der letzte und nicht so sehenswert wie die ersten beiden.

Im Sommer könnte im Nationalpark einiges los sein. Als wir im September dort waren, waren kaum andere Besucher vor Ort.

 

Auch bei Regen schön: der blaue See

 


2. - Die Friedenskirche in Schweidnitz

Die Friedenskirche gehört zu den beeindruckendsten Sehenswürdigkeiten Schlesiens und ist seit 2001 UNESCO-Weltkulturerbe. Sie wurde 1657 erbaut und bietet Platz für 7500 Personen. 

 

Die größte Fachwerkkirche Europas hatte ich bereits während eine Schüleraustausches kennengelernt und sie hatte mich damals so nachhaltig beeindruckt, dass ich sie Lukas unbedingt zeigen wollte. Sie liegt im Städtchen Swidnica/Schweidnitz inmitten eines alten, parkähnlichen Friedhofes. Bereits die schiedeeisernen Grabumzäunungen lassen einen das Alter des Geländes erahnen.

Beim Anblick der Kirche mussten wir erstmal ehrfürchtig stehen bleiben. Eine Kirche aus Fachwerk sieht man nicht jeden Tag. Innen bietet sich einem nochmal eine Überraschung: Das Innere ist über und über mit Malereien verziert - und natürlich komplett aus Holz! Wir haben uns sicher eine Stunde dort aufgehalten, weil wir uns an den krummen Emporen, den Malereien und dem alten Holz nicht satt sehen (und riechen) konnten. Zudem hatten wir das Glück, dass gerade ein klassischer Chor probte. Genial! Die sagenhafte Atmosphäre werden wir so schnell nicht vergessen. 

Die Kirche hat täglich geöffnet und ist den Eintrittspreis von  2,50/ 1,25€ allemal wert.

 

Bei der Friedenskirche in Schweidnitz kann man sich an den Details nur schwer satt sehen.

 


3. - Breslau

Die Stadt Wroclaw/Breslau ist neben Warschau und Krakau eines der beliebten städtischen Touristenziele Polens. Die alten Kirchen und pittoresken Häuser lassen Liebhaberherzen höher schlagen.

Die Stadt eignet sich gut, um an einem sonnigen Tag durch die teilweise engen Gässchen zu schlendern, den Straßenmusikanten zuzuhören und nach ein paar Zwergen Ausschau zu halten. Zwerge? Ja, in der Breslauer Innenstadt sind etliche gusseiserne Zwerge verteilt, die ursprünglich als Kritik am Regime vor einigen Jahrzehnten von einem Künstler dort aufgestellt wurden. Heute begeistern sie die Touristen. Wir haben natürlich fleißig mitgesucht.

Besonders schön ist der riesige Marktplatz mit dem alten Rathaus im gotischen Stil. Nicht umsonst ist dieses Gebäude aus dem 13. Jahrhundert das Wahrzeichen der Stadt.

Nicht zu vergessen ist die berühmte Aula Leopoldina in der Universität zu Breslau. Die Aula stammt aus dem Barock und wird bis heute in ihrem ursprünglichen Zustand genutzt. Unser persönliches Highlight war der Mathematische Turm der Univerität, von welchem aus man einen tollen Ausblick über die Stadt und die Oder hat. Und das völlig kostenlos!

Parkplätze in Breslau sind rar und teuer. Wenn man mit dem Auto anreist, sollte man Geduld und Kleingeld mitbringen. Wir hatten Glück und fanden einen der wenigen kostenlosen Stellplätze in Zentrumsnähe.

 

Vom Mathematischen Turm lässt sich die Altstadt überblicken.

 


4. - Die Hohe Tatra

Die Hohe Tatra ist der höchste Teil der Karpaten und gehört zu einem Drittel zu Polen und zu zwei Dritteln zur Slowakei. Etliche 2000er krönen dieses Gebirge und sind auch im Sommer (noch) mit einer Schneemütze bedeckt. Die Gegend ist ein beliebtes Ziel für Winter- und Sommersportler.

 

Vom Ort Zakopane aus (welchen man nicht während der polnischen Ferien oder während eines polnischen Feiertages besuchen sollte) starteten wir eine kleine Wanderung ins Gebirge der Tatry Wysokie/Hohen Tatra. Nicht umsonst ist die Gegend bei Einheimischen ein beliebtes Urlaubsziel. Das Gebirge und die umgebenden Wälder sind atemberaubend schön und erinnern uns an der Bayerischen Wald. Wer gerne wandert und vor steileren Touren über Stock und Stein nicht zurückschreckt ist hier genau richtig. Es gibt unzählige Wanderwege, welche oft von weiten Aussichten begleitet sind.

Für diejenigen, die Berge lieber befahren, statt sie zu besteigen, gibt es von Zakopane aus die Möglichkeit, mit einer Gondel auf einen der Berge zu fahren.

Nur, wie gesagt, sollte man zur Ferienzeit lange Wartezeiten dafür einplanen.

 

Die Hohe Tatra hat dem geneigten Wanderer einiges zu bieten.

 


5. - Die Halbinsel Krynica Morska

Last but not least möchte ich euch einen Besuch auf der Halbinsel Krynica Morska ans Herz legen.

Diese Halbinsel ganz im Norden Polens besitzt eine Grenze zu Russland. Wer jetzt seine Erdkundekenntnisse hinterfragt und die Landkarte zückt, dem sein gesagt: es handelt sich nur um die Grenze zu Kaliningrad, einer sogenannten Oblast Russlands. Das ist eine Art ausgelagerter Teil Russlands.

Man fühlt sich schon etwas beklommen, wenn man mitten auf dem schönsten Sandstrand plötzlich vor einem mannshohen Maschendrahtzaun steht und neben einem Stoppschild liest, dass man sich nun an der Außengrenze der EU befindet. Hinter dem Zaun geht der selbe Strand weiter, mit dem einzigen Unterschied, dass man ihn als Nicht-Russe nicht betreten darf. Verrückt. Da wird mir, die als Kind nicht viel verreiste und später nur offene Grenzen innerhalb Europas erlebte, bewusst, wie viel Glück wir Europäer heute haben.

 

Wir entschieden uns, nicht am Strand zurückzulaufen, sondern dem Grenzzaun ein Stück in den Wald zu folgen. Dies stellte sich als die beste Entscheidung heraus, da uns der Weg zurück zum Auto durch einen von Mooskissen überwucherten Wald führte, der aussah wie nicht von dieser Welt. Polen, deine Wälder können was!

Hier haben wir auf einem Walparkplatz übernachtet, auf dem dies sogar offiziell gegen einen kleinen Obolus erlaubt war.

 

Illegale Aktivitäten: Lukas streckt seine Hand aus der EU.

 


Ein paar Worte zum Freistehen

Ansonsten haben wir außer in Zakopane ausschließlich wild gestanden und hatten keinerlei Probleme. Wir haben einige schöne Stellplätze an Seen gefunden. Das Freistehen scheint bei den Einheimischen im Sommer auch beliebt zu sein. Wir haben es ihnen dann einfach gleich getan und darauf geachtet, alles sauber zu hinterlassen. Versteht sich ja von selbst. Leider mussten wir feststellen, dass das bei den Einheimischen wohl nicht so selbstverständlich ist und wir stolperten an den schönsten Naturplätzen über Müllhaufen. Schade, hoffentlich wird dieses Verhalten nicht irgendwann Konsequenzen für Freisteher haben. 

 

Fun Fact: Hinterher las ich, Freistehen sei in Polen verboten! Es ist aber angeblich noch nie eine Strafe verhängt worden...

 

Unser Fazit

Wir sind davon überzeugt, dass es noch viele weitere wunderschöne Orte in Polen gibt. Drei Wochen reichen einfach nicht aus, um alles zu sehen, um überall einmal gewesen zu sein. Ganz im Osten des Landes soll ein toller Nationalpark sein, der stark von Wasser und Sumpflandschaften geprägt ist. Masuren, die Seenlandschaft im Nord-Osten, gehört auch zu den Schokoladenseiten Polens. Und Danzig oben an der Ostsee soll auch sehr sehenswert sein. Für den Besuch dieser Orte blieb uns leider keine Zeit. Vielleicht können wir das irgendwann nochmal nachholen.

 

Wenn ihr findet, dass ich hier einen besonders schönen Fleck in ausgelassen habe, schreibt es gerne unten in die Kommentare. Dann können alle davon profitieren!

 

Und nun heißt es „Do widzenia“!

 

Freisteh-Möglichkeiten gibt es in Polen zur Genüge. Und die Behörden drücken beide Augen zu.


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